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Fünf Disziplinen des Systemic Team Coaching – So steigern Teams ihre Wirkung

  • Autorenbild: Moritz Hohenthal
    Moritz Hohenthal
  • 22. Sep.
  • 4 Min. Lesezeit

Teams sind das Herz jeder Organisation. Sie entwickeln Strategien, führen Projekte durch und setzen Ideen in Ergebnisse um. Doch gleichzeitig stehen sie unter enormem Druck: zunehmende Komplexität, beschleunigte Veränderungen, hybride Arbeitsmodelle und Erwartungen von immer mehr Stakeholdern. Klassische Ansätze wie Teamentwicklung oder Teambuilding stoßen hier schnell an Grenzen.

Während Teamentwicklung vor allem auf Prozesse und Strukturen im Team schaut und Teambuilding Beziehungen stärkt, bleiben beide häufig nach innen gerichtet. Die entscheidende Frage, wie ein Team im Zusammenspiel mit seiner Umwelt nachhaltig wirksam sein kann, wird selten gestellt.

Genau hier setzt das Systemic Team Coaching (STC) an, das maßgeblich von Professor Peter Hawkins entwickelt wurde. Es versteht Teams als Teil eines größeren Systems und begleitet sie darin, nicht nur intern gut zu funktionieren, sondern im Austausch mit Stakeholdern echten Mehrwert zu schaffen. Herzstück dieses Ansatzes sind die fünf Disziplinen des Systemic Team Coaching – ein Orientierungsrahmen, der Teams hilft, ihre Leistung und Wirkung systematisch zu steigern.


Was ist Systemic Team Coaching?


Systemic Team Coaching ist ein Prozess, bei dem ein Coach mit einem gesamten Team arbeitet – sowohl in gemeinsamen Sitzungen als auch in Einzelinteraktionen. Ziel ist es, die kollektive Leistung, Zusammenarbeit und Führungsfähigkeit des Teams so weiterzuentwickeln, dass es wirksam mit seinen Stakeholdern agieren kann und im größeren System einen spürbaren Beitrag leistet.


Der zentrale Unterschied zu anderen Ansätzen: Das Team wird nicht als abgeschlossene Einheit gesehen, sondern als Knotenpunkt in einem Netz von Beziehungen. Es geht nicht nur darum, wie Teammitglieder miteinander umgehen, sondern auch darum, wie sie mit Kunden, Partnern, internen Schnittstellen oder der Gesellschaft in Kontakt treten.


Während klassisches Teamcoaching oft kurzfristige Interventionen wie Offsite-Retreats umfasst, ist STC ein längerfristiger Entwicklungsprozess. Es kombiniert Workshops zur Standortbestimmung mit kontinuierlicher Begleitung im Alltag, etwa in regulären Teammeetings. So wird Coaching nicht zum einmaligen Event, sondern zu einer integrierten Praxis.


Die fünf Disziplinen des Systemic Team Coaching

Peter Hawkins beschreibt fünf Disziplinen, die den Entwicklungsweg eines Teams strukturieren. Sie greifen ineinander und machen sichtbar, worauf es ankommt, wenn Teams ihre Wirkung steigern wollen.


1. Commissioning – Den Auftrag klären

Alles beginnt mit der Frage: Wofür gibt es dieses Team? Welche Erwartungen haben die wichtigsten Stakeholder – sei es das Management, Kunden oder Partner? Häufig zeigt sich hier ein erstaunliches Bild: Viele Teams arbeiten fleißig, aber ohne klaren gemeinsamen Auftrag. Die Folge: Energie verpufft, Prioritäten widersprechen sich, das Team verliert an Orientierung.

Systemic Team Coaching setzt hier an und bringt den Purpose des Teams ins Bewusstsein. Auftrag und Erwartung werden explizit gemacht und als Bezugspunkt verankert. Erst wenn ein Team weiß, wofür es da ist, kann es seine Ressourcen gezielt einsetzen.


2. Clarifying – Orientierung schaffen

Ist der Auftrag klar, braucht es Strukturen und Absprachen, um ihn umzusetzen. Wer trägt welche Verantwortung? Welche Ziele haben Vorrang? Wie laufen Prozesse ab? Ohne diese Klarheit kommt es schnell zu Doppelarbeit, Frustration oder Blockaden.

In dieser Disziplin werden Rollen und Ziele präzisiert und Entscheidungswege definiert. Klarheit bedeutet hier nicht Starrheit – sondern ein gemeinsames Verständnis, das Sicherheit gibt und Freiraum für produktives Arbeiten schafft.


3. Co-Creating – Zusammenarbeit gestalten

Kein Team wird allein durch gute Strukturen erfolgreich. Erst die Qualität der Zusammenarbeit entscheidet, ob aus vielen Einzelbeiträgen ein gemeinsames Ergebnis wird. In dieser Disziplin geht es um Vertrauen, Kommunikationskultur und die Fähigkeit, Konflikte konstruktiv zu nutzen.

Typische Fragen lauten: Wie sprechen wir miteinander? Wie treffen wir Entscheidungen? Wie nutzen wir unsere Vielfalt als Stärke, statt uns daran zu reiben? Systemic Team Coaching unterstützt Teams dabei, eine Kultur zu entwickeln, in der Unterschiedlichkeit produktiv wird und Zusammenarbeit Energie freisetzt.


4. Connecting – Beziehungen zur Umwelt stärken

Ein Team arbeitet nie im luftleeren Raum. Es steht in Beziehung zu vielen Stakeholdern – internen wie externen. Wenn diese Beziehungen vernachlässigt werden, drohen Fehlentscheidungen, Widerstände oder mangelnde Relevanz.

In dieser Disziplin lernen Teams, ihre Verbindungen aktiv zu gestalten. Sie treten in den Dialog mit Kund:innen, Partnern, internen Schnittstellen oder gesellschaftlichen Gruppen. Die zentrale Frage lautet: „Wem dienen wir – und was brauchen diese Menschen oder Gruppen von uns?“

Connecting macht Teams anschlussfähig und wirksam über ihre Grenzen hinaus. Sie werden nicht nur intern stärker, sondern auch zu aktiven Gestaltern im größeren System.


5. Core Learning – Lernen verankern

Die fünfte Disziplin ist das Herzstück nachhaltiger Entwicklung: Lernen als kontinuierliche Praxis. Teams, die regelmäßig innehalten, reflektieren und aus Erfahrungen Schlüsse ziehen, bleiben anpassungsfähig und resilient.

Systemic Team Coaching verankert diese Lernkultur im Alltag. Nicht nur am Ende eines Projekts, sondern laufend wird gefragt: Was funktioniert? Was sollten wir ändern? Was lernen wir aus Erfolgen und Fehlern? So wird Lernen zum festen Bestandteil der Zusammenarbeit – und das Team bleibt zukunftsfähig.


Praxis: Wie läuft Systemic Team Coaching ab?

Systemic Team Coaching ist kein einmaliger Workshop, sondern ein Prozess über mehrere Monate. Typischerweise beginnt er mit einer Auftragsklärung und einer Standortbestimmung. Darauf folgen gemeinsame Workshops, in denen die fünf Disziplinen bearbeitet werden.


Das Besondere: Coaching findet nicht nur in diesen Workshops statt, sondern auch im Alltag – etwa in regulären Teammeetings oder Projektsitzungen. Dort werden kurze Reflexionen, Stakeholder-Perspektiven und Lernschleifen integriert. So wird Coaching Teil der täglichen Arbeit und nicht ein isoliertes Ereignis.


Durch die Kombination aus Intensivphasen und kontinuierlicher Begleitung entsteht ein nachhaltiger Entwicklungsprozess. Teams gewinnen Klarheit, stärken ihre Zusammenarbeit, gestalten Beziehungen aktiver und entwickeln eine Haltung des Lernens.


Fazit

Die fünf Disziplinen des Systemic Team Coaching bieten einen klaren Rahmen, um Teams wirksam und zukunftsfähig zu machen. Sie helfen, Auftrag und Orientierung zu klären, Zusammenarbeit bewusst zu gestalten, Beziehungen zur Umwelt zu pflegen und Lernen zu verankern.

Damit wird deutlich: Systemic Team Coaching ist kein „Teamevent“, sondern ein längerfristiger Transformationsprozess, der Teams befähigt, ihre Wirkung nachhaltig zu steigern – nach innen wie nach außen.

Teams, die sich systemisch entwickeln, werden zu aktiven Gestaltern ihrer Organisation und ihres Umfelds. Sie gewinnen Klarheit, Resilienz und eine Kultur des Lernens – und genau das macht sie stark in einer Welt, die sich ständig verändert.

 
 
 

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